Auf die Knie by Yannik Mahr

Auf die Knie by Yannik Mahr

Autor:Yannik Mahr [Mahr, Yannik]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783746625881
Herausgeber: Aufbau Taschenbuch
veröffentlicht: 2010-03-15T00:00:00+00:00


Typisch mein Showman? Ich las die letzten drei Worte noch einmal, klickte die E-Mail weg und sah auf die leere Seite meines TV-Konzepts. Ich ging mit der Maus an den Anfang und schrieb: »Die Heiratsantragsshow.« Dann wurde es dunkel.

EINUNDZWANZIG

»Daniel? Daniel!«

Ich hatte geträumt, dass ich nach einem geglückten Heiratsantrag in meiner eigenen TV-Show vor der Jury stand. Ich war nach vier gescheiterten Versuchen schon als hoffnungsloser, aber herrlich schräger Fall abgestempelt worden, und nur meine Tollpatschigkeit hatte mich in der Sendung gehalten. Ich war der Daniel Küblböck der Heiratsantragsshow, der gleich von Dieter Bohlen abgeurteilt werden würde.

»Daniel!!«

Daniel, würde er sagen, ich habe schon Frauen origineller nach der Uhrzeit oder der nächsten öffentlichen Toilette gefragt, als …

»Daniel, wach endlich auf!«

Der Traum stoppte, weil ich gleichzeitig etwas Weiches und etwas kleines Hartes an meinem Ohr spürte. Ich schlug die Augen auf und sah in das große, verschlafene Gesicht von Sarah. Sie trug nichts außer einem Slip, und was ich da an meinem Ohr gespürt hatte, war ihre rechte Brust.

»Wie lange liegst du schon hier?«

»Ich … ich weiß nicht. Wie spät ist es denn?«

»Kurz nach eins. Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr nach Hause. Willst du nicht mit rüberkommen?« Sie nahm mich an der Hand und zerrte mich vom Stuhl hoch. Während wir ins Schlafzimmer torkelten, zog ich mich automatisch aus.

»Gute Nacht«, sagte ich.

»Noch nicht«, sagte Sarah und nestelte mir die Unterhose von der Hüfte.

Ich weiß nicht genau, wann mir das Konzept für die Martens wieder eingefallen ist, aber es war auf jeden Fall in einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Ich sah auf die Uhr, es war kurz vor drei Uhr, ich sah auf Sarah, und ich konnte nicht anders, als aufzuspringen, etwas wie »Entschuldigung, ich muss noch was arbeiten« zu stammeln, mir den Bademantel anzuziehen und wieder in Richtung Küche zu verschwinden.

»Das ist nicht dein Ernst«, rief Sarah mir nach, und ich drehte mich um.

»Es tut mir leid, aber ich muss bis neun Uhr ein Konzept für eine TV-Show abliefern und …«

»Und das fällt dir ausgerechnet jetzt ein?«

»Ja, leider«, ich war zerknirscht und versprach, es wiedergutzumachen. »Aber jetzt muss ich wirklich schnell …«

»Leck mich!«, zischte Sarah verächtlich.

»Nein, so gern ich das tun würde, auch dafür ist leider keine …«, sagte ich, bis ich merkte, dass sie das gar nicht witzig fand. »Es tut mir leid«, sagte ich noch einmal und lief in die Küche.

Zwei Stunden später hatte ich auf nicht einmal drei Seiten die Idee zu einer Show konzipiert, die stark an »Deutschland sucht den Superstar« erinnerte, wobei es nicht ums Singen, sondern um Heiratsanträge ging. Und in der Jury saßen nicht drei, sondern vier Prominente, von denen einer geschieden und zwei mehrfach verheiratet waren. Dazu gab es die »versteckte Kamera«, die die Kandidaten bei ihren Anträgen und den Vorbereitungen heimlich filmte. Der Sieger bekam, das war meine Rache an der Rosenthaler und an Maxprom, eine Hochzeitsfeier im Wert von 50 000 Euro und, das war meine Rache an meinen Eltern, eine Hochzeitsreise im Wert von 10 000 Euro. Ich druckte das Konzept aus, und weil es so mickrig aussah, ergänzte ich es um das Kapitel »Fallbeispiele«.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.